Geschichte

  • Die Gegend um Tiefthal ist schon seit Jahrtausenden besiedelt, wie Grabungen im Vorfeld des Baus der A71 im Jahr 2002 zeigten (» Bericht)
  • Der Ort Tiefthal wird 1074 erstmalig urkundlich in einem Brief des Stifts Hasungen (bei Kassel) erwähnt. In diesem wird der in der Nähe gelegenen Ort Orphal erwähnt, dem durch die Brüder Eberhard und Kuno von Trier eine Kapelle (St. Georg) gestiftet wurde. (» Informationen zum Ort Orphal)
  • Um 1300 überträgt der Graf von Gleichen sein bisheriges Vogteirecht über Tiefthal an das Erfurter Peterskloster.
  • Der Ort Orphal wird 1307 letztmalig erwähnt.
  • Zwischen 1360 und 1370 ging Tiefthal an den Erfurter Rat über.
  • Eine Kirche ist in Tiefthal ab 1418 nachweisbar, aber vermutlich älter. Der Tiefthaler Altar ist berühmt und befindet sich heute im Erfurter Angermuseum.
Tiefthaler Altar

Tiefthaler Altar (entstanden um 1420, heute im Erfurter Angermuseum, Kopie in der Tiefthaler Kirche)

  • Tiefthal war im Mittelalter ein bekanntes Weinbauerdorf, wobei die Weinberge meist im Besitz von Erfurter Stiften und Bürgern waren.
  • Im Jahre 1479 fand eine Neueinweihung der Kapelle zu Orphal statt, nachdem sie vorher fast völlig verfallen war.
  • 1510 Baubeginn für die Pfarrkirche St. Perti und Paul in Tiefthal, errichtet im spätgotischen Stil. 1595 Neubau des Turmes.
  • Um 1530 wurde die Kapelle des ehemaligen Orphal-Klosters infolge der Reformation aufgegeben.
  • Die Tiefthaler Kirche wird evangelisch.
Foto aus Tiefthal (um 1920)

Foto aus Tiefthal (um 1920)

  • Das Dorf gehörte fast immer zu Erfurt und damit lange Zeit zum Erzbistum Mainz. Das Peterskloster betreibt ein kleines Gut (Petersgut) in Tiefthal.
  • Durch den Dreißigjährigen Krieg werden schwere Schäden angerichtet. Der Ort wird bis auf 17 Häuser zerstört.
  • 1669 und 1683 gibt es schwere Pest-Epedemien.
  • 1749 Einrichtung einer Schenke im Haus Nr. 62 (bis 2014: Gasthaus Jägerschmaus)
  • Im Jahre 1793 hat das Dorf 218 Einwohner und 67 Häuser.
  • 1803 fiel Tiefthal mit Erfurt an Preußen.
  • Mit Beginn des 19. Jahrhunderts verlor der Weinbau völlig an Bedeutung, dafür verbreitet sich an den Fahnerschen Höhen der Obstbau.
  • 1804 Besuch durch den Preußischen König Friedrich-Wilhelm III und seiner Frau Luise (auf der Durchreise von Mühlhausen nach Erfurt) – daraufhin Spende für den Bau einer Schule (1824) und zum Wiederaufbau durch einen Brand zerstörter Häuser (1827)
  • 1827 zerstörten zwei Großbrände insgesamt 11 Häuser, das Petersgut und mehrere Scheunen.
  • 1876 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Tiefthal
  • 1913 wird ein Denkmal zur Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig errichtet (im Jahr 2013 saniert).
  • 1945  – Mit dem Ende des 2. Weltkrieges wird das Dorf zunächst amerikanisch (10.04.) und später sowjetisch besetzt.
  • 1952 Gründung einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) im ehemaligen Petersgut.
  • 1956 – Eine Wasserhose auf den Alacher Höhen verwandelt den Weißbach am 21.07.1956 in einen reißenden Fluss, der schwere Zerstörungen in Tiefthal anrichtet.
  • ab 1970 entstehen mehrere Kleingartenanlagen am nördlichen Ortsrand
  • 1973 – 1976 Anschluss von Tiefthal an das Trinkwassernetz
  • Im Jahre 1990 hat das Dorf 525 Einwohner.
  • Durch den Bau von mehr als 100 Ein- und Mehrfamilienhäusern (1993-96), steigt die Einwohnerzahl auf mehr als das Doppelte.
  • 1994 wird Tiefthal als Ortsteil nach Erfurt eingemeindet.
  • 1998 Einweihung des Bügerhauses und Sanierung des angrenzenden Feuerwehrhauses
Weißbach-Café (Foto: E. Schön)

Das Weißbach-Café (Am Weißbach 8) in der Dorfmitte. (Foto: E. Schön)

  • 1999 Eröffnung des Weißbach-Cafés
  • 2002-03 finden umfangreiche Renovierungsarbeiten in der Kirche statt, die von den Tiefthaler Bürgern finanziert und zumeist selbst ausgeführt werden.
  • seit 2003 findet im Juni das Kunstfest Tiefthal statt
  • 2003-06 Bau der Autobahn A71 ca. 1 km südlich des Ortes (» Fotos vom Bau der A71)
  • 2012 Die ehemalige Gartenanlage „Eselshöhle“, die inzwischen zum Wohngebiet umgewidmet wurde, erhält Kanalisation, neue Elektro-, Wasser- und Gas-Leitung. Die Straßen werden grundhaft ausgebaut und erhalten eine feste Decke.
  • 2015 schließt der Traditionsgasthof „Jägerschmaus“ nach mehr als 250-jährigem Bestehen. Der Gasthof wird abgerissen. Nur der Saal bleibt stehen und kann für Feiern und Vereinsveranstaltungen gemietet werden.

Ein ausführliche Beschreibung des Ortes und seiner Geschichte gab W. Heinze 1928 in dem Büchlein „Eine besinnlich Wanderung zur Grundmühle“. Das Kapitel » „Das Dorf Tiefthal“ können Sie nachlesen.

Einige Bezüge zu Tiefthal finden sich auch in dem Artikel » „Die Schwellenburg bei Erfurt“ von J.G. Mühlefeld in der Österreichischen Botanischen Zeitschrift aus dem Jahr 1865.

Informationen zur Geschichte der Tiefthaler Kirche finden Sie auch auf der » Website der Evangelischen Kirchgemeinde Tiefthal.

Deckblatt "Die Geschichte von Tiefthal"

Deckblatt „Die Geschichte von Tiefthal“

Chronik von Tiefthal

Im Jahr 2010 ist eine Chronik des Ortes Tiefthal erschienen. Sie wurde von drei Tiefthalerinnen Sabine Fischer, Marion Heinze und Heike Kerst geschrieben.

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