Wanderung 1

Von Tiefthal zur Grundmühle und zurück über Schaderode nach Gispersleben (10,4 km) oder Tiefthal (8 km)

Die folgende Wanderung ist für Erfurter gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu realisieren, Anreise mit dem Bus und Rückfahrt mit Bus oder Straßenbahn. Die Strecke durch den Schaderodaer Grund ist in der feuchten Jahreszeit allerdings oft sehr matschig. Der Grund ist dann grundlos. Deshalb und wegen einiger schwieriger Stellen ist die Route für Fahrräder nicht zu empfehlen. Bei Schnee und Frost ist der Weg jedoch gut zu laufen, und man kann sich in der Grundmühle am gemütlichen Kamin aufwärmen.

Foto von Wanderung 1 (Foto: E. Schön)
Wander-Wegweiser in Tiefthal

Der Ausgangspunkt unserer Wanderung ist die Endhaltestelle der Buslinie 10 in Tiefthal. Alternativ können Sie natürlich auch mit dem Auto anreisen und es im Ort parken. An der Brücke über den Weißbach befindet sich ein Wegweiser, der unzweideutig die Richtung zur Grundmühle weist.

Die erste Etappe führt uns durch den Ort Tiefthal. Dabei halten wir uns immer links vom Bett des Weißbachs, der uns entgegen geflossen kommt. Das Bett ist im Sommer fast leer und der tiefe Einschnitt wirkt überdimensioniert. Es gibt jedoch Tage, an denen der Bach gewaltig anschwillt.

Foto von Wanderung 1 (Foto: E. Schön)
Wanderparkplatz im Grund

Das Tal durch den Ort wird immer schmaler und die Hänge steiler. Am Ortsende gibt es einen Parkplatz, der von Spaziergängern gern genutzt wird, die lediglich zur Grundmühle und zurück laufen wollen. Dort befindet sich auch ein großer Rechen, der im Falle eines Hochwassers das Treibgut zurückhält, bevor es sich unter den Brücken das Ortes verkeilen kann.

Foto von Wanderung 1 (Foto: E. Schön)
Erste Bücke (und Furt)

Am Eingang des Schaderodaer Grundes überqueren wir die erste Holzbrücke über den Weißbach. Es werden noch einige folgen, bis wir an der Grundmühle anlangen. Früher waren es sieben Brücken, inzwischen gibt es an einigen Stellen nur noch Furten. Man konnte damals also singen „Über sieben Brücken musst du gehn …“. Leider wurden die Bücken immer wieder demoliert – besonders von den Betrunkene, die nach dem Männertag von der Grundmühle zur Stadt zurück liefen.

Im Sommer ist der Bach oberhalb Tiefthals oft völlig verschwunden, obwohl er unterhalb im Ort noch als schmales Rinnsal fließt. Das ist ein Zeichen der Verkarstung des Tales, das aus Kalkstein besteht. Links und rechts des Weges gibt es alte Steinbrüche, die aber inzwischen zumeist vom Wald überwuchert wurden. Viele alte Häuser in Tiefthal dürften aus diesen Steinen bestehen.

Wir wechseln mehrfach die Seite des Weißbaches. Nach der dritten Brücke öffnet sich das Tal rechts zu einer Wiese, der Fasanenwiese. Steigt man über sie hinauf, gelangt man zu Obstplantagen und kann weiter bis nach Friedrichsdorf laufen. Im Winter eignet sich die Wiese gut zum Rodeln.

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Wegweiser an der Fasanenwiese

Der Weg führt am Ende der Wiese steil zum Bach hinunter. Die rustikalen Treppenstufen bieten bei Nässe nur wenig Halt. Der folgende Abschnitt ist im Herbst und Winter oft so morastig, dass er kaum zu passieren ist. Im Herbst läuft man zusätzlich durch einen mannshohen Wald von Brennnesseln. Glücklicherweise ist der Weg breit genug.

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Von Fahrrädern ruinierter Weg

Es geht weiter über Streuobstwiesen, die jedoch dringend der Pflege bedürften. Das betrifft vor allem den Teil, in dem der Weißbach rechts von uns fließt. Die ehemalige Kulturlandschaft verkommt immer mehr zum Urwald. Gerade die Bäume am Bach sind vielfach schon zusammengebrochen. Der Weißbach macht hier einen Bogen und entfernt sich ein Stück vom Weg. So fällt den meisten Wanderern nicht auf, dass unterhalb des steilen, kiefernbewachsenen Hanges die Rabenquelle entspringt. Sie schüttet jedoch nur im Frühjahr nennenswerte Mengen an Wasser, das sich sofort in den Weißbach ergießt. Leider zeigt sich auch hier an verschiedene Stellen das Waldsterben.

Foto von Wanderung 1 (Foto: E. Schön)
Hier ist sogar noch Wasser im Weißbach.

Bald erreichen wir den Waldrand und die vierte Brücke. Auch hier ist das Bachbett im Sommer oft völlig trocken. Nun ist es nicht mehr weit bis zur Grundmühle. Nach einigen hundert Metern auf einem schönen Waldweg erreichen wir eine Furt aus Betonelementen, die allerdings nicht den Weißbach quert, der jetzt links von uns fließt, sondern einen kleinen Nebenbach – meist auch ausgetrocknet. Dieser kommt aus dem Orphalgrund. Nach der Furt teilt sich der Weg. Rechts geht der Fahrweg steil zur Klosterwiese hinauf, wo ehemals das berühmte Orphalkloster stand. Jetzt gibt es dort zwar keine mehr Steinreste mehr, aber vor einigen Jahren wurde hier ein großes Kreuz errichtet. Ein dreiseitige Tafel macht auf den geschichts- und sagenträchtigen Ort aufmerksam. [Geschichte Tiefthals] Oberhalb der Klosterwiese kann man links zur Grundmühle abbiegen.

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Ort des ehemaligen Orphal-Klosters

Wer sich den Anstieg sparen will, der nimmt am Abzweig hinter der Furt den linken Weg, der uns am Bach entlang führt. Nach ca. 200 Metern sehen wir schon die Grundmühle, die schattig im dichten Wald liegt. An Sommerwochenenden ist es hier oft sehr voll. Es gibt jedoch auch Tage und Abende, wo man die Ruhe und das Plätschern des Wassers genießen kann. Leider ist die Grundmühle auch im Sommer nur noch an den Wochenenden geöffnet.

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Eingang zur Grundmühle

In der Grundmühle sollte man rasten. Man kann sehr schön im Freien sitzen. Aber auch dann sollte man nicht versäumen, sich das Bild des Klosters Orphal im Gastraum anzusehen. Es entsprang der Phantasie eines Amateurmalers. Originale Ansichten des Klosters existieren nicht (siehe Geschichte von Tiefthal). Im Gastraum finden wir auch einen Kamin und natürlich den Ausschank. Das Speisenangebot ist allerdings beschränkt. Man bekommt nur einen Imbiss und keine warmen Mahlzeiten. Das hat mit dem rustikalen Charakter zu tun. Die Mühle ist nicht an das Stromnetz angeschlossen. (Allerdings gibt es seit einigen Jahren einen Generator, der hinter der Mühle tuckert.)

Foto von Wanderung 1 (Foto: E. Schön)
Grundmühle mit (noch) wenigen Besuchern

Seit einigen Jahren gibt es wieder ein Wasserrad, das an die lange Tradition der Wassermühle im Grund erinnert.

Nach unserer Rast gehen wir um die Grundmühle herum, um unseren Rückweg anzutreten. Dazu müssen wir zunächst die Stufen am Biergarten hinaufklettern. Dann geht es wieder ins Tal und wir überqueren zum letzten Mal den Weißbach. Es geht steil hinauf bis an den Waldrand. Hier parken oft einige Autos. Das ist allerdings nicht gerade zünftig – und außerdem von Tiefthal eine Weltreise.

Wir wenden uns nun nach links und folgen dem Fahrweg, der nach hundert Metern nach rechts abbiegt und den Berg hinaufführt. Links von uns liegt der Erfurter Golfplatz, der nach der Wende hier angelegt wurde. Rechts (Richtung Westen) sehen wir bei gutem Wetter den Inselsberg.

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Golfplatz Erfurt

Bald erreichen wir eine asphaltierte Landwirtschaftsstraße, die von Töttelstädt kommt. Wir folgen ihr nach links. Dabei kommen wir am Golfclub vorbei, der allerdings bisher nur ein ehemaliger Sparkassen-Container ist.

Bald erreichen wir den kleine Ort Schaderode. Schade, hier sagen sich tatsächlich Fuchs und Hase „Gute Nacht“. Es gibt weder ein Geschäft noch eine Gaststätte, geschweige denn eine Schule oder einen Kindergarten, Busse fahren nur sehr selten und über die einzige Zufahrtsstraße braucht man eine halbe Stunde bis ins Erfurter Zentrum. Der Ort hatte bis zur Wende etwa zehn Häuser, wurde jedoch durch ein Neubaugebiet enorm aufgebläht. Inzwischen führt zwar die Autobahn daran vorbei, ohne dass allerdings eine Abfahrt in der Nähe wäre.

Foto von Wanderung 1 (Foto: E. Schön)
Weg von Schaderode nach Osten – der Ettersberg am Horizont

Wir laufen immer geradeaus in Richtung Osten. Von der Höhe haben wir einen schönen Blick nach links über den Schaderodaer Grund. Rechts von uns läuft die A71 in einem tiefen Einschnitt, so dass sie nicht zu sehen sondern höchstens zu hören ist. Vor uns sehen wir schon die Industrieschornsteine von Erfurt. Je weiter wir kommen, desto weiter öffnet sich der Blick über Erfurt-Nord. In einer Baumgruppe, dem Galgenberg, kreuzt den unseren eine anderer Weg. Hier müssen wir uns entscheiden, ob wir wieder zurück nach Tiefthal wollen oder zur Straßenbahn nach Gispersleben (Europaplatz).

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Weg vom Galgenberg in Richtung Gispersleben

Wollen wir zur Straßenbahn, gehen wir an der Wegkreuzung geradeaus weiter. Dabei geht es zunächst recht steil bergab. Links von uns beginnt eine Apfel-Plantagen, rechts haben wir die Autobahn, die jetzt auf einem Damm läuft. Wir gehen zunächst geradeaus, bis wir auf den Marbacher Feldweg (asphaltiert) kommen. Hier gehen wir nach rechts. Wir unterqueren die Autobahn und laufen direkt dahinter nach links (Richtung Osten) bis wir nach Gispersleben kommen. Erfurt-Nord ist von hier gut zu sehen ist. In der Nähe eines Aldi-Marktes überqueren wir die B4 nach Nordhausen. Dann sind wir bald auf der Sondershäuser Straße, der wir nach rechts folgen bis wir zur Endhaltestelle der Linien 1 und 3 am Europaplatz gelangen.

Foto von Wanderung 1 (Foto: E. Schön)
Weg vom Galgenberg in Richtung Tiefthal

Wollen wir zurück nach Tiefthal, dann müssen wir am Galgenberg nach links abbiegen. Der Weg führt uns bergab nach Tiefthal, das vor uns liegt. Am Ortseingang kommen wir an der freiwilligen Feuerwehr und dem Bürgerhaus vorbei. Am Weißbach biegen wir nach rechts ab und gelangen zur Bushhaltestelle oder zum Auto.

Insgesamt sind wir eine Stecke von mehr als zehn Kilometern (nach Gispersleben) oder acht Kilometern (zurück nach Tiefthal) gewandert und haben einen schönen Landschaftsteil im Erfurter Norden kennen gelernt – einer Gegend, die allgemein als trist gilt. Es gibt hier sogar noch mehr zu entdecken, wie weitere Wanderbeschreibungen belegen.